Welche Wallbox? Wie lädst du dein Auto richtig?
Ladekabel anstöpseln und mit voller Leistung das Auto laden? Wenn du es eilig hast, ja klar. Das ist das Einfachste, was jede Wallbox kann. Ansonsten würdest du lieber das Auto günstig mit deinem Solarstrom laden. Die Idee ist es so viel Energie ins Auto zu schieben, wie gerade vom Dach kommt (nach Abzug des Hausverbrauches). So wird einerseits kein Strom ins Netz eigespeist und andererseits verursacht das Laden keinen Netzbezug. Um dem Erzeugungsprofil zu folgen muss die Wallbox mit dem übergeordneten Energie Manager kommunizieren. Wird die Überschussladefunktion unterstützt, beginnt die Wallbox mit einem minimalen Strom (je nach Auto, meistens 6 A) zu laden. Beim dreiphasigen Laden entspricht es einer Leistung von etwa 4,2 kW. Fällt der Überschuss unter 4,2 kW, soll die Wallbox in der Lage sein auf einphasiges Laden umzuschalten. Die automatische Phasenumschaltungerlaubt Laden ab 1,4 kW. Willst du nicht, dass der Ladevorgang bei jedem Wolkenzug oder Peak im Hausverbrauch unterbrochen wird, so wählst du im Energie Manager den Lademodus „Min + PV“ aus. Zwar heißt es im Worst Case 1,4 kW Netzbezug aber du schonst die Autobatterie und dein Auto wird langsam aber stetig aufgeladen. Weitere Ladestrategien mit Vorgabe eines Zielladezustandes zu einem definieren Zeitpunkt unter Berücksichtigung dynamischer Strompreise und Nutzung des Hausspeichers sind mit hochwertigen Energie Management Systemen (EMS) möglich.
In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass Wallboxen zu den s.g. steuerbaren Verbrauchseinrichtungen zählen (§14a EnWG). Folglich sind sie „dimmbar“ auszuführen (alleine oder im Verbund mit anderen steuVE über EMS). Der Netzbetreiber muss die Möglichkeit haben bei Gefährdung der Netzstabilität die Ladeleistung der Wallbox zu reduzieren. Die Fernsteuerung wird mithilfe des Smart-Meter-Gateways (Eigentum des Netzbetreibers) realisiert. Die technischen Details zur Kommunikationsschnittstelle stimmt dein Elektroinstallateur mit der Netzbetreiber im Rahmen der Anmeldung der Wallbox ab.
Nutzt du deine Wallbox nicht nur privat, sondern lädst auch deinen Firmenwagen oder lässt deinen Mieter sein Auto bei dir laden? Dann muss deine Wallbox über einen geeichten Zähler und über eine OCPP-Schnittstelle verfügen. Für die verbrauchsabhängige Abrechnung sind in Deutschland ausschließlich MID-Zähler (im privaten und halb-öffentlichen Bereich) oder geeichte Zähler akzeptiert. Anbindung der Wallbox an ein OCPP Backendsystem ermöglicht eine automatisierte, kWh-genaue Abrechnung der Ladevorgänge – so kannst du z.B. deinem Arbeitgeber den Solarstrom für das heimische Laden des Dienstfahrzeuges in Rechnung stellen. Cool, oder?!
Schließlich möchte ich das Thema bidirektionales Laden aufgreifen. Es ist zwar immer noch Zukunftsmusik aber die Entwicklung und Pilotprojekte laufen schon. Stell dir vor, dass du aus der „Batterie auf Rädern“ ausgewählte Geräte (Vehicle-to-Load), den ganzen Haushalt (Vehicle-to-Home) versorgst oder dein Auto zur Stabilisierung des Netzes beiträgt und zusätzliche Erlöse generiert (Vehicle-to-grid). Die technische Voraussetzung hierfür ist eine bidirektionale Wallbox nach ISO 15118-20, z.B die openWB PRO. Natürlich muss das Auto die Funktion auch unterstützen. Genau daran hapert es aktuell. Es gibt Ankündigungen für diverse neu erscheinende Fahrzeuge von Ford, Volvo, Renault, KIA und Hyundai, dass diese AC Strom abgeben werden. VW und E3DC gehen einen anderen Weg und testen in einem gemeinsamen Pilotprojekt Abgabe vom DC-Strom.
Fazit / Tipp:
Eine Wallbox ist viel mehr als ein Ladegerät für dein E-Auto. Sie muss mit der Netzleitstelle des Netzbetreibers und mit anderen Systemen im Haushalt kommunizieren. Dank der Überschussladefunktion und automatischer Phasenumschaltung lässt sich das Auto vorwiegend mit Solarstrom aufladen. Für eine verbrauchsabhängige Abrechnung muss in der Wallbox ein geeichter Zähler verbaut sein. Anbindung an ein OCPP-Backend erleichtert die Abrechnung. Wenn dir bidirektionales Laden wichtig ist empfehle ich die openWB PRO.